Weltrekord!

In der traditionsreichen Akademiker-Sportart Besprechungen ohne Inhalt und Ergebnis hat Prof. Dr. M. M. (Deutschland) in der Kategorie über 10 Teilnehmer mit 174 Minuten seinen eigenen, aus dem Jahr 2009 stammenden Weltrekord um 11 Minuten verbessert und sich damit eindrucksvoll in der Weltspitze zurückgemeldet.

Das monologistische Meeting wurde vom selbstsicheren Badenser in gewohnter Weise souverän geleitet. Wie ein roter Faden zogen sich die Phrasen “das will ich nicht verhehlen” und “- in Anführungszeichen -” durch den knapp dreistündigen Marathon. Dabei passte alles perfekt, obwohl zunächst aufgrund recht nachlässiger Ankündigungspolitik nicht sicher war, ob die erforderliche Mindestteilnehmerzahl erreicht werden würde. Im Nachhinein erwies sich jedoch genau diese scheinbare Nachlässigkeit als genial, denn durch die für die Betreffenden völlig unvorhersehbare Bindung von gleich sechs zusätzlichen Teilnehmern sicherte sich M. eine exzellente B-Note, da besagte Teilnehmer mehrere seit Wochen bestehende Termine verpassten.

Zwischen Minute 80 und 110 kam unerwartet der Anschein eines greifbaren Themas auf, sodass die beobachtende Fachpresse bereits über eine mögliche Disqualifikation spekulierte. Dem routinierten Redner M. entging die über dem Weltrekordversuch schwebende Gefahr jedoch nicht, sodass anhand einiger wahllos eingestreuter Dialektzitate und Phrasen schnell wieder der Weg in die Inhaltslosigkeit eingeschlagen wurde. Auch die raffinierten Versuche aus dem Auditorium, vorzeitig durch eine Art Resummée des Nichtssagenden zu einem Abschluss der Besprechung zu kommen, prallten an M. ab und wurden lächelnd mit dem Aufgreifen eines neuen “Gesichtspunktes” quittiert.

Erstaunlich ist, wie M. sein Training auf den Punkt genau fokussieren konnte, hatte er sich in den beiden vergangen Jahren doch mehr und mehr seiner zweiten Disziplin Kettenrauchen in öffentlichen Gebäuden gewidmet. Doch das eine, so wurde heute eindrucksvoll demonstriert, schließt das andere nicht aus. Jedenfalls nicht, wenn man sich wie M. in der Champions League des Akademikersportes zuhause fühlt: M. konsumierte während der Weltrekordbesprechung gleich mehrere (!) Zigaretten ohne sich auch nur eine Spur von Unkonzentriertheit anmerken zu lassen.

In einigen Jahrzenten werden die am heutigen Tag noch sichtlich erschlagenen Teilnehmer der Besprechung vielleicht stolz darauf zurückblicken können, ein derartiges Weltklasse-Sportereignis am eigenen Leib erlitten zu haben.

Im Gespräch mit unserem Reporter sagte der von seiner Leistung wie gewohnt sichtlich unbeeindruckte alte und neue Weltrekordinhaber: “Weiß was ich… man muss schon zugeben – und das will ich nicht verhehlen – dass ich die Sitzung vor allem im letzen Viertel etwas – in Anführungszeichen – strecken musste. Aber unterm Strich zählt das Ergebnis, und da kann jetzt wirklich keiner behaupten, dass es eins gäbe! Und frag doch mal einen von denen, die da drin saßen… das glaub ich nicht, dass da einer weiß, um was es ging.”

 

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